Sonntag, 10. Januar 2010

Golden Week

Meine Herbstferien, hier wurde das ganze Golden Week genannt und war länger als gewöhnlich, da gleichzeitig 60 Jahre Volksrepublik China gefeiert wurden, habe ich in der Inneren Mongolei verbracht. Der Ausflug wurde von TTC organisiert und fast alle aus Shenyang waren mit dabei. Am 1.10 ging der ganze Spaß dann mit einer 21. Stündigen Zugfahrt los. Klingt erstmal ziemlich ätzend, aber das war es eigentlich nicht. Wir hatten Hardspleeper Tickets, d.h. In einem ganzen Wagen sind Stockbetten (mit 3 Stockwerken) verteilt und 6 pro Abteil ( natürlich offen, ohne Türe) getrennt. Als Gruppe von fast 20 gingen die ersten 5 Stunden realtiv schnell um. Wir haben gelabert, Karten gespielt,... und um 10.00 Uhr machen die im Zug sowieso das Licht aus und es ist fast komplett dunkel: Es ist Nachtruhe! Das hat mir aber gar nichts gemacht und so hab ich 12 Stunden bis zum nächsten morgen um 10 durchgeschlafen. In Chinesischen Zügen werden keine Durchsagen gemacht, was der nächste Halt ist. Entweder man weis es oder nicht. Das aber macht die fahrt ganz angenehm. Und durch die Betten und keine Sitze kann man sich auch mehr bewegen, mal stehen, mal sitzen, mal rumlaufen, mal liegen und so ist es wirklich angehemner einen 21h-Zugtrip in China auf sich zu nehmen, als eine 5-Stunden-Fahrt in Deutschland! (Hoffentlich liest das eine von der Deutschen Bahn!!)
Dann also, 21 Stunden später, standen wir nachmittags in Hohhot, der Hauptstadt der Inneren Mongolei, am Bahnhof und hofften, dass uns wie versprochen auch jemand dort abholt. Das passierte nach vllt 20 min dann auch tatsächlich und wir wurden in unser Hotel gebracht, in dem wir morgen auf den Rest der Reisegruppe, die aus Beijing kamen, treffen sollten. In der Extrazeit die wir hatten konnten wir uns ein bisschen die Gegend ansehen: Unser Hotel lag im Muslimischen Viertel, d.h. Überall waren muslimische Tore und diese Zwiebeldächer, wie bei Aladin aber dann doch wieder das chinesische... diese Roten Glücksknoten überall und chinesische Zeichen und und und.. alles eine sehr wirre Mischung die ich so noch nie und kein 2. Mal irgendwo gesehen habe. Von meinem Hotelzimmerfenster aus hatte man einen schönen Blick auf den Muslimischen Tempel, der nachts dann in chinesisch-neon-bunt geleuchtet hat. :D Abends sind wir dann in eine Bar und haben eine chinesische Sängerin gehört, die wirklich ziemlich gut war! Daher erwähne ich das..die Bar selbst war shit! :D
Am nächsten Tag dann kamen die Anderen früh morgends auch in Hohot an und man trauf sich beim Frühstück. Das war ein Fest, sage ich euch, nach einem Monat sooo viele von seinen Freunden und Bekannten wieder zu sehen!!! Alle sind aufgestanden und ausgerastet! :D Wäre das Leben ein Film, hätte man kitischige Musik eingespielt und in Zeitlupe gezeigt wie sich alle umarmen und anlachen! Es war wirklich toll und interessant zu hören wie es allen geht, wo sie sind, was sie machen, wie es ihnen geht. Alle zusammen sind wir dann in 2 Reisebussen ins Grasland gefahren.
Das Grasland ist logisch betrachtet die dümmste Touristenattraktion der Welt. Alles was man sieht ist Gras. Unendliche Weiten von Gras in alle Himmelsrichtungen. Wenn man viel Glück hat sieht man auch verschiedene Grasarten, aber zumeist ist es einfach kurzes braun-grünes Gras. Das ist mein voller ernst! Warum würde man Touristen, die extra in die Innere Mongolei kommen, sowas zeigen? Ich sage euch warum: Mir persöhnlich hat es mega gut gefallen, da ich die 2 Monate davor in wahnsinnig großen und lauten Städten verbracht habe. Und dieses Grün und dieses Nichts, mal abgesehen von den 7 Jürten, tat unglaublich gut. Es war still,eiskalt und der Wind hat enorm geweht und es war die absolut beste Abwechslung die sich jemand hätte ausdenken können. Und um die Sache noch touristischer zu machen, haben die Leute, die ja tatsächlich wirklich 24/7 da im Nichts leben!!! , noch so einen aus „alte Mongolische Kultur“ gemacht und mit uns eine Lamm-Zeremonie abgehalten. (Ganz autentisch mit uralten Songs in Mongolisch – die dann mit Elektronischen Beats unterlegt wurden) ;) Nach dem Festival konnte man dann auf einem Pferderücken für touristen-abzock-Preise 2 Stunden lang im nichts reiten. Da hab ich mich natürlich glatt dagegen entschieden *gg* und bin stattdessen mit Lisa die Straße entlang zurück gelaufen zu einem Steinhaufen (mongolische Art von Tempel) um was billiges und cooles zu machen. Neben dem Steinhaufen lag ein schlafendes Kamel das langsam aufwachte als wir näher kamen. Als wir begannen ein paar Fotos zu machen tauchte plötzlich aus dem nichts ein Mongole mit 2 Pferden auf. Zuerst dachten wir nur „mist, jetzt wir sind in Schwierigkeiten!“ aber ganz im Gegenteil war der Mann sehr freundlich und bot uns an, für 5 yuan (50cent) ein misschen sein Kamel zu reiten. Das haben wir dann natürlich glatt gemacht und zu meiner Verwunderung war das wahnsinnig angenehm! Anders als diese Strand-Touristen-Kamele in Tunesien oder Ägypten, die höllisch stinken, war das ein zufriedenes gar nicht riechendes Kamel das friedlich seine Runden um die Steinhaufen gedreht hat. Als ich gerade auf dem Kamel saß, hat sich der Mann, der vorher Lisa mit dem Kamel rumgeführt hatte, einfach auf eines seiner Pferde geschwungen und war, so schnell wie er zuvor erschienen war, abgedüst in die Unendlichen weiten der inneren Mongolei. Da saß ich nun. Auf dem Kamel im nirgendwo und hatte keine Ahnung wie ich das Kamel zum hinsitzen bringe, sodass ich absteigen kann. Ängstlich hilt Lisa das Kamel fest und ich mich am Kamel und wir warteten, bis der Mann schließlich- zum Glück- wieder kam. :D

Gleich am nächsten Tag stand dann ein Kontrastprogramm auf dem Ausflugsplan: WÜSTE.
Von Hohhot aus dauerte die Busfahrt ca. 3,5 Stunden. Wir fuhren im Prinzip die ganze Zeit durch Grasland, kleine grüne Hügel hier und dort. Wir überquerten DEN gelben Fluss und kamen auch an einem riesigen Sumpf vorbei, bzw. fuhren durch auf einer art Brücke. Alles nicht sehr wüstenähnlich und nach und nach bekam jeder das Gefühl, die wollen uns verarschen. Hier gibt es keine Wüste! Alles ist grün!
Wir fuhren eine grüne, mehr Hügel- als Bergkette hinauf und als wir oben ankaumen traute absolut niemand seinen Augen: Da hatte doch wirklich ernsthaft jemand eine Wüste hinter dieses Bergchen geklatscht. Aber nichtmal eine kleine, sondern eine So-weit-das-Auge-reicht-Wüste. Ohne Pflanzen, ohne Schatten aber mit Sand und Dünen. Tatsächlich. Diese Minute in dem Bus ist vermutlich das landschaftlich Aufregenste, das ich jemals erlebt habe. Grasland, Grasland, Grasland, Moor, Grasland, Grasland, Grasland, Grasland, Grasland, Grasland. BOOOOOM! WÜSTE! Wir mussten vom Busparkplatz aus runter in ein Tal eines anscheinend ausgetrockneten ehemalig majestätischen Flusses laufen. Von da ging dann ein gigantischer Haufen Sand einen Buckel hoch vllt 20 Meter hoch und war dann oben mehrere (hundert?) Kilometer lang flach: Die Wüste. Gleich nachdem wir Eintritt bezahlt hatten (ja, eEntritt für eine Wüste, warum auch nicht?! :D) krabbelten wir alle da hoch. In der Wüste bemühen sich die mongolischen Chinesen eine art Touristen-Freizeitpark zu erstellen. Man kann mit sämtliche Arten von 2- 3- oder 4-Rädern über dünen prettern, Kamele reiten, mit einem Lastwagen in Form eines Bootes (?) zu Sandskulpturen fahren, auf einem Schlitten zurück ins ausgetrocknete Flusstall rutschen und Golfbälle so weit man eben kann ins Nichts abschlagen. Ich habe die Bootstour und das Sand-Schlittenfahren gemacht und den Rest der Zeit lag ich in der Sonne. :)

Am letzten Tag – wir mussten um 16.00 Uhr schon wieder auf den Zug- haben wir uns dann ein Mongolisches Heimkundemuseum angesehen. Es war gigantisch groß und die Zeit gigantisch knapp. Am Anfang haben wir uns viel zu lange bei den Dinosauriern und der Evolutionsgeschichte verlaufen gehabt, dass der eigentlich Interessante teil leider zu kurz kam. Aber naja, sooooo toll wars nun auch nicht *gg*. Danach wurden wir dann viel zu lange zu einem Verbrikverkauf gefahren und im Anschluss- viel zu kurz natürlich- zu einem wirklich sehr schönen und wahnsinnig spirituellen Buddistischen Tempel.
Dann ging es 21 h mit dem Zug zurück nach Shenyang und gleich noch am selben Tag packte ich meine restlichen Sachen um nach Wenzhou zu meiner neuen Schule zu fliegen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Sandra, wir werden wohl demnaechst auch nach Shenyang gehen - mit Kindern, die dann dort in die Schule gehen werden... Wie bist Du denn erreichbar? Wuerde mich ueber eine kurze Mail freuen an heiko.tuerk@web.de - danke und viele Gruesse aus Bayern nach Shenyang! Heiko

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